Armutszeugnis - Kinderarmut in Deutschland
2005 wurde die Initiative von dem
Netzwerk "Wülfrather Familienleben"
gestartet. Die steigende Kinderarmut
in der Stadt, die durch alarmierende
Beobachtungen in den Kindertages-
stätten belegt wurde, konnte nicht
mehr von den sozialen Einrichtungen
allein aufgehalten werden. Es war Zeit,
alle Wülfrather Bürger zu Hilfe zu rufen.
Als erstes musste die Öffentlichkeit
über die Zustände aufgeklärt werden,
denn Armut versteckt sich gern.
Um die Not wirkungsvoll bekämpfen
zu können, galt es dann, eine möglichst
hohe Spendenbereitschaft zu erzeugen.
Die Initiatoren entschieden sich für ein
professionelles Vorgehen und beauf-
tragten das Designbüro Umbra,
Vorschläge für eine Kampagne zu
machen; eine "bezahlbare", darauf
wurde in Anbetracht der Lage zu Recht
hingewiesen.
Schnell war klar, dass die Bevölkerung
nicht geschont werden konnte. Kurzer-
hand stellte man der gesamten Stadt
ein Armutszeugnis aus: Mangelhaft.
Schon die erste Spendenaktion war ein
voller Erfolg. Die Bürger waren alarmiert
und fühlten sich sofort verantwortlich,
den Missstand in Wülfrath zu beseitigen.
Die öffentliche Resonanz war enorm.
Das Thema Kinderarmut ist seitdem
ständig präsent. Ob in den Medien, auf
Veranstaltungen, auf der Straße, oder in
Vereinen: Überall wird darüber diskutiert,
was jeder einzelne Wülfrather Bürger tun
kann, um zu helfen.
Das Spendenaufkommen übertraf alle
Erwartungen. Bereits in den ersten
sechs Monaten wurden 15.000 Euro
gesammelt. In den beiden folgenden
Jahren wurde das Ergebnis sogar noch
einmal deutlich übertroffen. Sachspenden
sind dabei ebenso wenig berücksichtigt,
wie das persönliche Engagement vieler
Helfer und die anhaltende Solidarität
unter den Wülfrather Bürgern.
Die Aktion brachte in
den ersten zweieinhalb
Jahren 105.000 Euro ein.
Etwa ein Fünftel dieser
Summe wurde für das
Design der Kampagne
und die Produktion der
Medien ausgegeben.
Durch einen verbesserten
Worklflow mit den Produk-
tionsdienstleistern lassen
sich Kosten senken. Wird
zum Beispiel eine Internet-
druckerei beauftragt, redu-
zieren sich die Ausgaben
um 450 Euro.
Den Einnahmen von derzeit
105.000 Euro stehen Ausgaben
von 3.550 Euro gegenüber.
Auch die Produktionsabwicklung
wurde von Umbra Design über-
nommen. Die Initiative bekam
die fertigen Medien frei Haus.
Sie konnte sich so voll auf
ihre eigenen Aufgaben konzen-
trieren und Arbeitszeit sparen.
Das "Konzept Armutzeugnis"
ist für Initiativen in anderen
Städten leicht zu adaptieren.
Der Erfolg lässt sich wiederholen!
Das Engagement der
Beteiligten und die Hilfsbereit-
schaft der Bürger haben die
Kinderarmut in Wülfrath
besiegt.